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Auf diesem Archivfoto vom 20. Mai 2022 spricht der nicaraguanische Bischof Rolando Alvarez vor der Presse in der Kirche Santo Cristo de Esquipulas in Managua. Auf diesem Archivfoto vom 20. Mai 2022 spricht der nicaraguanische Bischof Rolando Alvarez vor der Presse in der Kirche Santo Cristo de Esquipulas in Managua. 

Nicaragua: Bischof Álvarez wegen Verschwörung angeklagt

Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität und Verbreitung falscher Nachrichten zum Schaden des Staates und der Gesellschaft: So lautet die Anklage gegen den Bischof von Matagalpa, der seit dem 19. August unter Hausarrest steht. In dem lateinamerikanischen Land gibt es seit einiger Zeit Verfolgungsmaßnahmen gegen die katholische Kirche, weil sie angeblich Gegner der Regierung Ortega unterstützt.

Mario Galgano und Adriana Masotti - Vatikanstadt

Die Pressestelle des Gerichts in Managua hat bekanntgegeben, dass die von der Staatsanwaltschaft erhobene Anklage gegen Bischof Rolando José Álvarez Lagos wegen Erfüllung der Verfahrensvoraussetzungen zugelassen worden sei. Vorgeworfen wird dem Bischof die Teilnahme in einer kriminellen Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität und die Verbreitung von Falschnachrichten durch Informations- und Kommunikationstechnologien zum Nachteil des nicaraguanischen Staates und der Gesellschaft. Die Justizbehörde habe außerdem einen Pflichtverteidiger für den Bischof bestellt und ihn weiter unter Hausarrest gestellt, entnimmt man der Pressemitteilung des Gerichtes weiter. Eine erste Anhörung sei für den 10. Januar 2023 anberaumt. In der Erklärung wird ebenfalls erwähnt, dass der Priester Uriel Antonio Vallejos, der als „flüchtig“ gelte und zu dessen Verhaftung die Justizbehörden einen Haftbefehl an Interpol geschickt hätten, der gleichen Verbrechen beschuldigt werde.

Eine Affäre, die am 19. August begann

Álvarez Lagos, Bischof der Diözese Matagalpa, ist somit der erste Bischof, der seit der Rückkehr von Präsident Daniel Ortega an die Macht in Nicaragua im Jahr 2007 verhaftet und angeklagt wurde. Er war am 19. August im Morgengrauen von Polizeibeamten zusammen mit Priestern, Seminaristen und Laien aus dem Bischofspalast abgeholt worden. Zuvor war er bereits 15 Tage lang gewaltsam in seiner Wohnung festgehalten worden, weil er versucht hätte, „gewalttätige Gruppen zu organisieren“, angeblich „mit dem Ziel, den nicaraguanischen Staat zu destabilisieren und die Verfassungsorgane anzugreifen“.

Der Bischof wurde daraufhin von der Polizei in die bischöfliche Kurie zurückgebracht und unter Hausarrest gestellt, während die anderen zur Untersuchung in eine Polizeikaserne gebracht wurden. Im vergangenen Oktober hatte Ortega im Zusammenhang mit den Demonstrationen, die im April 2018 wegen umstrittener Sozialversicherungsreformen ausgebrochen waren, scharfe Worte für die katholische Kirche gefunden und sie beschuldigt, keine Demokratie zu praktizieren, eine „Diktatur“ zu sein und „die Bischöfe in Nicaragua zu benutzen, um einen Staatsstreich“ gegen seine Regierung zu organisieren.

Eine lange Reihe von Verfolgungshandlungen

Der Gewaltakt gegen den Bischof und andere am 19. August war Teil einer Reihe von Verfolgungsmaßnahmen gegen die katholische Kirche in Nicaragua, die beschuldigt wird, die Gegner von Ortegas sandinistischer Regierung zu unterstützen. Zuvor hatte die sandinistische Regierung den apostolischen Nuntius Waldemar Stanislaw Sommertag und 18 Ordensfrauen der Missionarinnen der Nächstenliebe, der von Mutter Teresa von Kalkutta gegründeten Kongregation, des Landes verwiesen. Darüber hinaus wurden neun katholische Radiosender geschlossen und drei katholische Sender aus dem Fernsehprogramm genommen. Ebenso gab es zahlreiche Einschüchterungsversuche, wie z.B. die Razzia der Polizei in einer Pfarrkirche, bei der die Gläubigen am Empfang der Eucharistie gehindert wurden, oder das Verbot für die Erzdiözese Managua, eine Prozession mit dem Pilgerbild der Jungfrau von Fatima und andere religiöse Prozessionen zu veranstalten.

Die Sorge von Papst Franziskus

Über die erzwungene Entfernung von Bischof Álvarez und anderen aus der Kurie der Erzdiözese hatte Papst Franziskus beim Angelus am Sonntag, 21. August, gesprochen. „Ich verfolge die in Nicaragua entstandene Situation, die Menschen und Institutionen betrifft, mit Sorge und Schmerz“, hatte er gesagt. „Ich möchte meine Überzeugung und meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass durch einen offenen und aufrichtigen Dialog die Grundlage für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben noch gefunden werden kann.“

Die Nähe der anderen Kirchen

Nach den Ereignissen haben mehrere Bischofskonferenzen aus Lateinamerika, der Karibik und der übrigen Welt sowie zivile Organisationen Kommuniqués und Solidaritätsschreiben an die nicaraguanische Bischofskonferenz gerichtet, in denen sie insbesondere die Situation von Monsignore Álvarez bedauern und die zunehmende Feindseligkeit der Regierung gegenüber der Kirche verurteilen.

UN-Generalsekretär besorgt

Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, hatte seine Bestürzung über das Vorgehen der nicaraguanischen Regierung gegen zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch die der katholischen Kirche, zum Ausdruck gebracht.

(vatican news)

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15. Dezember 2022, 10:25