EU-Parlamentarier wollen nach Papst-Treffen Religionsfreiheit stärken
Lopatka, Vizevorsitzender der EU-Intergruppe für Religions-, Glaubens- und Gewissensfreiheit, berichtete, bei den Gesprächen im Vatikan sei es ihm um Initiativen gegangen, um der Spirale von Hass und Gewalt entgegenzutreten. „In Zeiten, in denen Hasspostings, Terrorakte und Kriege immer stärker unser Zusammenleben belasten, wird es umso wichtiger, dass Religionsgemeinschaften und die Politik gegensteuern", erläutert Lopatka sein Aufgabengebiet. „Dafür braucht es ein besseres Verständnis füreinander. Wir müssen Vorurteile abbauen und uns für Glaubensfreiheit einsetzen. Der Dialog zwischen unterschiedlichen Religionen muss von der Politik intensiv unterstützt werden."
EVP-Chef Weber: „Politischer Streit über ,christliches Europa`"
EVP-Chef Manfred Weber ging es in der Begegnung mit dem Papst u.a. um die christliche Basis der Europäischen Union. „Wichtig war es mir, darauf hinzuweisen, dass rechtsradikale und nationalistische Kräfte für sich in Anspruch nehmen, sie würden das christliche Europa verteidigen, zum Beispiel beim Thema Migration", sagte der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nach der Audienz im Vatikan. Es gebe sozusagen einen Definitionsstreit um das „christliche Europa" zwischen Politikern wie Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban und den Christdemokraten. „Ich habe darauf hingewiesen, dass wir da die Stimme der katholischen Kirche und des Papstes brauchen, die darstellt, was christlich bedeutet."
Vergebung als Grundlage von Europa
Leo XIV. nahm in seiner Rede auch Bezug auf die katholisch-christdemokratischen Gründerväter der Europäischen Union, Robert Schuman, Konrad Adenauer und Alcide De Gasperi. Sie seien Vorbilder für „eine Denk- und Handlungsweise, die den Wert der Religion bekräftigt und gleichzeitig die Unterscheidung - weder Trennung noch Vermischung - vom politischen Bereich bewahrt".
Weber begrüßte diesen Bezug auf die christdemokratische Basis Europas. „Das war ein Zeichen der Ermutigung, dass ihm bewusst ist, dass Europa auf zutiefst christlichen Werten fußt wie Vergebung und dem Überwinden von Hass", so der Politiker. „Ich habe in meiner Erwiderung deutlich gemacht, dass wir das europäische Projekt in diesem christlichen Geiste weiterführen wollen."
Im Mittelpunkt der Gespräche habe auch die Frage nach Krieg und Frieden gestanden, so der EVP-Vorsitzende. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine hat er nach eigener Aussage deutlich gemacht, dass Putin nicht auf Frieden aus sei und ein klares Wort der Kirche ein wichtiges Signal wäre. Thematisiert worden sei auch der Klimaschutz und Künstliche Intelligenz.
„Wir durften einen offenherzigen Papst erleben, der voller Motivation, voller Interesse war. Ich habe ihn so erlebt, dass er zuhört, wirklich verstehen und dazulernen möchte", schilderte Weber seine Eindrücke. Der aus Bayern stammende CSU-Politiker ist Katholik und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Mit 188 Mitgliedern aus allen EU-Mitgliedstaaten ist die EVP-Fraktion die größte Fraktion im Europäischen Parlament.
(kap/kna - sst)
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