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Indiens Premierminister Narendra Modi am 13.9. bei einer Rede in Imphal im nordöstlichen Bundesstaat Manipur. Ein katholischer Bischof meint, Modi müsse mehr tun, um den Konflikt vor Ort zu lösen (Foto: AFP PHOTO /Indian Press Information Bureau (PIB)) Indiens Premierminister Narendra Modi am 13.9. bei einer Rede in Imphal im nordöstlichen Bundesstaat Manipur. Ein katholischer Bischof meint, Modi müsse mehr tun, um den Konflikt vor Ort zu lösen (Foto: AFP PHOTO /Indian Press Information Bureau (PIB)) 

Indien: Bischof fordert Politik zur Befriedung in Manipur auf

Indiens Premierminister Narendra Modi hat am 13.9. Imphal im nordöstlichen Bundesstaat Manipur besucht. Der Ort ist seit Mai 2023, als es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Meitei-Mehrheit und der mehrheitlich christlichen Kuki-Gemeinschaft kam, tief gespalten. Linus Neli, katholischer Erzbischof von Imphal, meint, es sei „politischer Wille erforderlich, um einen ernsthaften Versöhnungsprozess voranzutreiben und ein friedliches Zusammenleben wiederherzustellen."

Der Erzbischof von Imphal, der Hauptstadt des Bundesstaates im Nordosten Indiens, äußerte sich am Tag des Besuchs des indischen Premierministers Narendra Modi im Interview mit dem vatikanischen Missions-Pressedienst Fides. „Modi hat mit den beiden Gruppen getrennt gesprochen, vor allem wirtschaftlichen Wohlstand versprochen und ein Paket mit Wirtschaftshilfen mitgebracht“, bemerkt der Erzbischof. Er kritisiert jedoch: „Aber er hat die Beziehung zwischen den verfeindeten Gruppen, den Hass, die Dringlichkeit, die innere und gemeinsame Bereitschaft, Frieden wiederherzustellen, nicht angesprochen“.

Derzeit, erklärt Erzbischof Neli, liege die Bewältigung der Krise in Manipur in den Händen des Militärs. Die Armee halte die verfeindeten Bevölkerungsgruppen auseinander, kontrolliere das Gebiet und solle weitere Unruhen und Gewalt verhindern. Für den Kirchenmann ist das jedoch keine Lösung: „Die Situation vor Ort ist festgefahren. Und die Wunden bleiben, wenn niemand etwas unternimmt“.

„Die Situation vor Ort ist festgefahren. Und die Wunden bleiben, wenn niemand etwas unternimmt, um sie zu heilen“

Die Lösung müsse von einem Prozess der Heilung und Versöhnung ausgehen und mittel- bis langfristig gedacht werden, betont Erzbischof Neli.„Es bedarf des guten Willens beider Seiten und auch der Vermittlung durch die politischen, staatlichen und föderalen Behörden“, bemerkt er. „Versöhnung ist möglich, wenn man die anstehenden Fragen offen und nach Kriterien der Fairness und Gerechtigkeit angeht und dabei Barrieren und Polarisierungen überwindet: Das ist die Aufgabe guter Politik“, fügt er hinzu.

„Versöhnung ist möglich, wenn man die anstehenden Fragen offen und nach Kriterien der Fairness und Gerechtigkeit angeht und dabei Barrieren und Polarisierungen überwindet: Das ist die Aufgabe guter Politik“

Kirche hilft, so gut es geht

Der Erzbischof betont, dass die katholische Kirche bei Gläubigen in beiden Gemeinschaften vertreten sei, sowohl unter den Kuki als auch unter den Meitei. „Wir leisten weiterhin humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge und fördern interkulturelle und interreligiöse Begegnungen, um Frieden und Zusammenleben zu fördern. Wir versuchen, als Brücke zu fungieren und einen Prozess der Heilung und Versöhnung in Gang zu setzen“.

„Leisten weiterhin humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge und fördern interkulturelle und interreligiöse Begegnungen, um Frieden und Zusammenleben zu fördern. Wir versuchen, als Brücke zu fungieren und einen Prozess der Heilung und Versöhnung in Gang zu setzen“

Doch die Arbeit ist lang und schwierig. Noch müssen drei Kirchen wiederaufgebaut werden, die vor zwei Jahren durch die Gewalt vollständig zerstört wurden. Zudem seien zwei Klöster derzeit von der Armee besetzt; so dass die Kirche vorübergehend nicht über diese Einrichtungen verfügen könne, berichtet der Erzbischof von Imphal: „Aber angesichts der festgefahrenen Situation können wir nichts tun, wir warten ab.“ .

Hintergrund

Der Ausbruch der Gewalt am 3. Mai 2023 zwischen Kuki und Meitei in dem Bundesstaat an der Grenze nach Myanmar hat bisher mehr als 260 Menschenleben gefordert und mehr als 60.000 Menschen, überwiegend Christen, vertrieben. Laut Fides leiden mehr als 50.000 Menschen der ethnischen Gruppen Kuki und Meitei in Flüchtlingslagern. Mehr als 11.000 Häuser, rund 360 Kirchen und mehrere andere christliche Einrichtungen wurden zerstört. Erst jüngst hatten Regierung und indigene Gruppen im Bundesstaat Manipur ein Friedensabkommen unterzeichnet, das die Normalität in dem von Unruhen erschütterten nordöstlichen Bundesstaat wiederherstellen soll. Modi besuchte Imphal nun erstmals seit dem Konfliktausbruch vor zwei Jahren.

(fides - sst) 

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16. September 2025, 09:32