Bartholomaios in den USA: Klimawandel entschieden angehen
„Das wissenschaftliche Wissen ist vorhanden, die spirituellen Ressourcen sind ausreichend und die technologischen Mittel stehen zur Verfügung: Was fehlt, ist der Wille, die kollektive Entschlossenheit", sagte er in New York. In seiner Rede bei der Preisverleihung sprach der Patriarch laut dem Portal „Orthodox Times" über das Verhältnis zwischen Glauben und Wissenschaft sowie die Bedeutung des Umweltschutzes. Die Entfremdung zwischen Wissenschaft und Religion müsse „ein Ende haben", sagte Bartholomaios demnach. „Wenn ein Wissenschaftler das Abschmelzen der Eiskappen untersucht und ein Theologe über das Ächzen der Schöpfung nachdenkt, lesen sie dasselbe Buch in verschiedenen Sprachen."
Der jungen Generation erscheine die Zukunft angesichts der Umweltkrise unsicher und ungewiss. „Wenn unsere Kinder die Hoffnung auf morgen verlieren, müssen wir dies sowohl als moralisches Versagen als auch als spirituellen Notfall erkennen", sagte Bartholomaios. Er rief zu Selbstdisziplin und Mäßigung im Lebensstil als Wege zur „Befreiung aus dem endlosen Kreislauf der Gier" auf. Dabei gehe es keineswegs darum, zu vormoderner Armut zurückzukehren, „sondern darum, das wiederzuentdecken, was die griechischen Philosophen als 'metron' bezeichneten - das richtige Maß".
Umweltpreis für eine Vision
Bei der Entgegennahme des Templeton Prize betonte Bartholomaios, dass die Auszeichnung „nicht einer einzelnen Person, sondern einer Vision gehört, die das Ökumenische Patriarchat seit drei Jahrzehnten inspiriert". Er erinnerte daran, dass schon sein Vorgänger, Patriarch Demetrios, 1989 den 1. September zum kirchlichen „Schöpfungstag" bestimmt hatte. Bartholomaios führte diese Tradition fort. Seit einigen Jahren begehen auch viele andere Kirchen den 1. September in diesem Sinn.
Die mit 1,4 Mio. US-Dollar (1,2 Mio. Euro) dotierte Auszeichnung der Templeton-Stiftung wird an Persönlichkeiten vergeben, die sich um zentrale Menschheitsfragen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Religion verdient gemacht haben. Frühere Preisträger waren unter anderem Mutter Teresa, Taizé-Gründer Frère Roger und der Dalai Lama. Der 85-jährige Bartholomaios ist ein weltweit anerkannter Theologe und Ökumeniker. Er ist seit 1991 Patriarch von Konstantinopel. Sein ökologisches Engagement brachte ihm den Namen „Grüner Patriarch" ein.
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