Philippinen: Konferenz betont Safeguarding als Mission aller
Anne Preckel – Vatikanstadt
Es war die erste nationale Konferenz dieser Art auf dem südostasiatischen Inselstaat Philippinen, der eine Hochburg der katholischen Kirche in dieser Weltregion ist. Teil nahmen Fachleute aus allen Regionen des Landes und auch aus benachbarten Ländern Südostasiens. Mehr als 300 Delegierte, darunter Bischöfe, Religionsvertreter, Ordensleute und Laien-Fachleute tauschten sich vier Tage lang unter dem Motto Our Mission of Safeguarding: A Journey of Hope and Compassion in Angeles City in der Provinz Pampanga aus.
Mitorganisatoren waren neben der philippinischen Bischofskonferenz die Päpstliche Kinderschutzkommission (PCPM), die Konferenz der Höheren Ordensoberen der Philippinen (Conference of Major Superiors in the Philippines, CMSP) sowie das Catholic Safeguarding Institute (CSI) mit Sitz in Manila (CSI).
Mission aller, Kulturwandel nötig
Coleen Rae Ramirez-Panahon, Direktorin für Forschung und Reflexion im Bereich Safeguarding beim CSI, betont gegenüber Radio Vatikan, dass die erste nationale Safeguarding-Konferenz den Schutz gegen Missbrauch und den Aufbau einer Safeguarding-Kultur als Aufgabe aller sichtbarer gemacht habe. In der Vergangenheit sei das Thema eher „im Verborgenen“ geblieben oder als „Aufgabe einiger weniger“ angesehen worden, so die philippinische Safeguarding-Expertin. Es sei jetzt „am wichtigsten, unsere Erfahrungen weiterzugeben, vor allem den Sinneswandel und das Engagement unserer Gemeindemitglieder für den Schutz von Kindern“.
Es gelte, alle Beteiligten „wirklich mit ins Boot zu holen und die Gespräche offen zu führen, damit Ängste und Befürchtungen abgebaut werden", so die CSI-Vertreterin, die auf der Konferenz als Mitorganisatorin und Vortragende teilnahm. „Ebenso wichtig ist es meiner Meinung nach, die gefährdeten Menschen in unserer Mitte besser kennenzulernen, ihre Lebensumstände, ihre Barrieren, aber auch ihre Hoffnungen besser zu verstehen. Denn nur daraus können die Schutzmaßnahmen abgeleitet werden, die die Beteiligten in ihren jeweiligen kirchlichen Diensten ergreifen müssen.“
Kostbare Lernmöglichkeiten
Auf der Konferenz trugen neben Fachleuten aus der Region auch der Sekretär der Päpstlichen Kinderschutzkommision, Bischof Luis Manuel Alí Herrera, der stellvertretende Sekretär des Dikasteriums für die Glaubenslehre und Erzbischof von Malta, Charles Scicluna (Videobotschaft), sowie der Leiter des Safeguarding-Institutes der päpstlichen Universität Gregoriana (IADC), Pater Hans Zollner, vor. In den Beiträgen kamen verschiedene Facetten des Themas zum Ausdruck.
Bischof Luis Manuel Ali Herrera, Sekretär der Päpstlichen Kinderschutzkommission, forderte die Kirche auf, über bürokratische Reaktionen hinauszugehen, um zu Aufarbeitung und Heilung beizutragen. „Wir müssen ehrlich sein“, räumte der Bischof ein: „Der Weg der Kirche im Bereich des Schutzes war von schmerzhaften Versagen und tiefen Wunden geprägt.“
Erzbischof Scicluna informierte per Videobotschaft über die institutionellen Reformen von Papst Franziskus, darunter auch die Maßgaben von „Vos Estis Lux Mundi“ im Jahr 2019 und die Überarbeitung von Buch VI des Codex des kanonischen Rechts im Jahr 2021. Der Malteser betonte die Pflicht der Kirche, Hinweisgeber auf Missbrauchsfälle zu schützen, die Würde der Angeklagten zu respektieren und die seelsorgerische Betreuung aller Beteiligten sicherzustellen. Er zitierte Papst Leo XVI.: „Dies ist unerlässlich, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.“
IADC-Direktor Pater Hans Zollner habe über „gemeinsame, kulturübergreifende Themen des Kinderschutzes“ gesprochen, berichtet Ramirez-Panahon. Der deutsche Jesuit habe Nuancen hervorgehoben, die in jedem Kontext „unterschiedlich und einzigartig“ seien: „Für mich unterstreicht dies die Sorgfalt und das Urteilsvermögen, die für diese Arbeit erforderlich sind“, resümiert Ramirez-Panahon, die sich selbst am IADC-Institut der Gregoriana fortgebildet hat.
Inhaltlich habe die Konferenz „viele wertvolle Lernmöglichkeiten zu verschiedenen Themen“ im Safeguarding Bereich geboten. Ramirez-Panahon nennt etwa die Begleitung von Opfern und Tätern, Kirchen- und Zivilrecht, Prävention und universelle Leitlinien, Jugendschutzsysteme in verschiedenen Kontexten wie Pfarreien, Schulen und im Online-Bereich sowie Spiritualität des Jugendschutzes. Als bereichernd empfand die CSI-Wissenschafts-Direktorin die „interessante Mischung der Konferenzteilnehmer“: Bischöfe, Geistliche, Ordenspriester und -schwestern sowie Laien hätten die Gelegenheit genutzt, „Seite an Seite zu lernen“. Außerdem sei der zweite Jahresbericht der Päpstlichen Kinderschutzkommission studiert worden.
Asiatische Kirche fühlt sich durch Papst Leo ermutigt
In einer Botschaft an die Konferenz hatte Papst Leo klar gemacht, dass die katholische Kirche keinerlei Form von Missbrauch tolerieren kann. Sie müsse vielmehr ein Schutzraum sein für Kinder und schutzbedürftige Personen, so der Pontifex. Die Papst-Botschaft an die Konferenz sei „von allen Konferenzteilnehmern sehr geschätzt und mit großer Dankbarkeit und gestärktem Herzen aufgenommen“ worden, berichtet Ramirez-Panahon. „Ich persönlich habe dadurch nicht nur die Unterstützung des Oberhaupts der Kirche gespürt, sondern auch unsere Solidarität mit der Weltkirche. Es war eine Bestätigung dafür, dass die philippinische Kirche diese Mission des Schutzes nicht allein, sondern als Einheit mit der Weltkirche übernimmt. Ich hoffe, dass Papst Leos Botschaft alle mit neuem Engagement und neuer Energie für diese Mission verabschiedet hat, während wir uns auf den Rückweg in unsere jeweiligen Regionen im Land machen“, so die Expertin kurz vor ihrer Weiterreise nach Manila.
Kooperative Safeguarding-Modelle
Bei der Konferenz wurden auch bereits bestehende kooperative Modelle des Schutzes auf den Philippinen präsentiert. Das Catholic Safeguarding Institute (CSI) hob seine Bildungs-, Ausbildungs- und Forschungsprogramme hervor, die auf „persönlicher Umkehr und Geschwisterlichkeit“ basieren. Die Konferenz der Ordensoberen der Philippinen stellte einen Rahmen für Prävention, Aufklärung und Wiedergutmachung vor. Die Organisatoren betonten, dass Safeguarding in Ausbildungsprogramme eingebettet werden müsse, damit „Kleriker, Ordensleute und Laien diese Werte verstehen und leben, um die Menschenwürde zu verteidigen“.
Während der Sitzungen diskutierten die Experten über Kirchenrecht, digitale Sicherheit, Opferhilfe und zivilrechtliche Zusammenarbeit und betonten die Notwendigkeit kontinuierlicher Schulungen, wirksamer Beschwerdemechanismen und der Zusammenarbeit mit den Zivilbehörden. Ermittlungen müssten unparteiisch und auf die Überlebenden ausgerichtet sein – auch in historischen oder anonymen Fällen; Kirchenführer müssten „Integrität durch Handeln“ verkörpern.
Die Abschlussbotschaft forderte eine „Kultur des Zuhörens“, die Opfer mit Mitgefühl und Respekt für ihre Privatsphäre und Würde aufnimmt. Die Konferenz endete mit der erneuten Verpflichtung, eine Kirche aufzubauen, die schützt, zuhört und mit Mut und Mitgefühl handelt – was die Teilnehmer sowohl als moralische Pflicht als auch als einen Moment der Gnade für die philippinische Kirche bezeichneten.
(vatican news / licas.news / herald malaysia online – pr)
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