Kirchenstimmen zu COP 30-Ergebnis: Ambitionen reichen noch nicht aus
Die internationale Staatengemeinschaft habe es versäumt, zentrale Entscheidungen für mehr Klimagerechtigkeit zu treffen, erklärte das katholische Hilfswerk Misereor. Auch nach Einschätzung von Brot für die Welt reichen die Beschlüsse nicht aus, um die ärmsten und verletzlichsten Bevölkerungsgruppen wirksam gegen die Folgen der Klimakrise zu schützen. Die Deutsche Bischofskonferenz nannte die Ergebnisse „ernüchternd".
„Zehn Jahre nach der wegweisenden UN-Klimakonferenz in Paris fällt eine Bewertung der weltweiten Bemühungen zum Klima- und Umweltschutz ernüchternd aus", kritisierte Weihbischof Rolf Lohmann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz. Es fehle „ein geeinter politischer Wille zur sozial-ökologischen Transformation". Wirtschaft und Ökologie müssten zusammengedacht werden. Der Übergang zu Nachhaltigkeit dürfe „kein Prozess kleiner Schritte bleiben, wo wir große Sprünge bräuchten."
Weitere Forderungen
Misereor forderte weiterhin einen „fossilen Detox". Widerstand dagegen komme von „einer sehr kleinen Gruppe rohstoffbasierter Länder", sagte die Energie-Expertin des Hilfswerks, Madeleine Wörner. Im nächsten Jahr wollten etwa 20 Staaten unter der Führung von Kolumbien und den Niederlanden weitere Schritte zur „fossilen Entzugskur" vereinbaren. Es sei positiv, dass das Bewusstsein für fossile Abhängigkeit und einen Ausstieg wachse.
Die Klima-Expertin von Misereor, Anika Schroeder, kritisierte, dass vor allem für Menschen im Globalen Süden dringend benötigte Finanzierungszusagen zur Klimaanpassung ausblieben. „Die Staaten bezeichnen sich als handlungsunfähig angesichts knapper Kassen. Optionen wie die Besteuerung der Verursacher und der Abbau schädlicher Subventionen werden überhaupt nicht erwogen.“
Ambitionen reichen noch nicht aus
„Die COP30 hat gezeigt, dass der Multilateralismus lebt und eine gerechte Transformation weg von Fossilen schreitet voran - eine so genannte ,Just Tranistion'. Die Ambitionen reichen jedoch noch nicht aus. Ja, die Länder haben eine Einigung erzielt und die Klimakrise anerkannt – aber ohne die eigentliche Ursache dieser Krise, nämlich fossile Brennstoffe, zu benennen und anzugehen, das reicht bei weitem nicht aus. Wir brauchen dringend einen klaren, schnellen und fairen Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, bei dem Gerechtigkeit im Mittelpunkt steht. Dieser muss auf der COP31 in Antalya beschlossen werden", sagte Fidelis Stehle, Mitglied der FIMCAP COP30 Delegation, gegenüber Vatican News.
„Es gibt nicht nur moralische Argumente sondern eine völkerrechtliche Pflicht. Um die 1,5°C Grenze nicht dauerhaft zu reißen, müssen Emissionen massiv und schnell reduziert werden. Unsere Generation kann nicht aufhören, bis aus Worten echte Veränderung werden die eine lebenswerte Zukunft gewährleisten“
Im End-Ergebnis erkenne die COP30 zwar die Dramatik der Klimakrise an und stärke eine gerechte Transformation. Es gebe auch Schritte im Bereich Anpassungsfinanzierung. Doch:
„Es bleibt weit hinter dem was die Wissenschaft an Dringlichkeit immer wieder unterstreicht und was der Internationalen Gerichtshof diese Jahr schlossen hat. Es gibt nicht nur moralische Argumente sondern eine völkerrechtliche Pflicht. Um die 1,5°C Grenze nicht dauerhaft zu reißen müssen Emissionen massiv und schnell reduziert werden. Unsere Generation kann nicht aufhören, bis aus Worten echte Veränderung werden die eine lebenswerte Zukunft gewährleisten", betont Stehle.
Zusagen für ärmere Länder verlangt
Brot für die Welt äußerte Sorgen angesichts des Ausstiegs der USA aus Vereinbarungen und der Kürzungen mehrerer Staaten, auch Deutschlands, bei der Klima- und Entwicklungsfinanzierung. Die ärmeren Entwicklungsländer brauchten zügig Hilfsmittel und konkrete Zusagen. Vor allem Industriestaaten, aber auch zahlungsfähige Schwellenländer müssten deutlich ambitionierter und verbindlicher werden, sagte Sabine Minninger, Klima-Expertin bei dem evangelischen Hilfswerk.
Christoph Bals, Politik-Vorstand von Germanwatch, betonte: „Trotz der sich dramatisch zuspitzenden Klimakrise ist eine kleine Gruppe großer Staaten bereit, alles zu tun, um das fossile Geschäftsmodell zu verlängern. Die reichen Staaten stellen zudem nicht das notwendige Geld bereit.“
(kna/vatican news – sst)
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