Sudanesen, die vor der Gewalt in Al-Fashir geflohen sind, in einer Krankenstation Sudanesen, die vor der Gewalt in Al-Fashir geflohen sind, in einer Krankenstation 

Sudan: „Dieser Krieg darf nicht weiter ignoriert werden“

Nach den neuen Gewaltausbrüchen im Sudan warnt Dagmar Pruin, die Präsidentin der deutschen Diakonie Katastrophenhilfe, vor einer weiteren Eskalation im sudanesischen Bürgerkrieg. Die jüngsten Ereignisse in Al-Faschir zeigten auf dramatische Weise, wie dringend die internationale Gemeinschaft handeln müsse.

Im Sudan kämpft die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) seit 2023 gegen die von der Armee unterstützte Regierung. Bei den Kämpfen wurden Zehntausende Menschen getötet, etwa zwölf Millionen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. Eine von Vermittlern angekündigte Waffenruhe wurde bereits nach wenigen Stunden wieder gebrochen.

Dramatische Not in Al-Faschir

Die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Dagmar Pruin, mahnt: „Es braucht dringend einen internationalen Kraftakt für eine Waffenruhe durch alle Kriegsparteien. Nach der grausamen Eroberung der Stadt Al-Faschir durch die RSF und der erneuten Bestätigung einer Hungersnot in mehreren Regionen des Sudans durch die Vereinten Nationen darf dieser Krieg nicht weiter international ignoriert werden.“

Die Lage in Al-Faschir, der Hauptstadt der Region Darfur, bleibt unübersichtlich und erschütternd. In der Stadt sind UN-Berichten zufolge noch rund 260.000 Menschen eingeschlossen, die nicht entkommen können. Sie ernähren sich von Gras und Tierfutter, viele sterben an Hunger und mangelnder medizinischer Versorgung, so das UN-Kinderhilfswerk Unicef.

 Zudem legen „zahlreiche Berichte nahe, dass viele Menschen vergewaltigt, misshandelt oder getötet wurden“, berichtet Katrin Jullien, Büroleiterin der Diakonie Katastrophenhilfe in Nairobi.Sie warnt, dass sich die Gräueltaten von Al-Faschir andernorts im Sudan wiederholen könnten: „Auch in der Provinz Kordofan gibt es Regionen und Orte, die umkämpft sind oder belagert werden.“


Menschen in großer Gefahr

Besonders besorgniserregend sei das Schicksal vieler Freiwilliger der Emergency Response Rooms (ERR) – lokaler Partnerorganisationen, die in über 600 Nachbarschaftsgruppen im ganzen Sudan tätig sind. In Al-Faschir gelten zahlreiche dieser Helferinnen und Helfer als vermisst. Sie hatten in den vergangenen Monaten Mahlzeiten gekocht, Notunterkünfte ausgestattet und medizinische Versorgung organisiert. „Sie haben monatelang Außergewöhnliches geleistet. Viele sind nun Opfer dieses Kriegs geworden“, erklärt Pruin. „Das humanitäre Völkerrecht muss respektiert werden, um die Zivilbevölkerung und Helfenden zu schützen.“

Die Gewalt in Darfur zwingt weiterhin Zehntausende zur Flucht. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben in den vergangenen Tagen über 70.000 Menschen die Grenze zum Tschad überquert. Das Nachbarland beherbergt bereits fast eine Million Geflüchtete aus dem Sudan. Doch die humanitäre Lage dort ist dramatisch: überfüllte Lager, unzureichende Wasser- und Gesundheitsversorgung sowie fehlende Notunterkünfte. Nur rund ein Drittel der grundlegenden Bedürfnisse der Ankommenden könne gedeckt werden, berichtet die Diakonie Katastrophenhilfe. Viele Betroffene, die geschlechtsspezifische Gewalt erlebt haben, finden kaum medizinische oder psychologische Unterstützung.

(pm/zeit – bl)

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12. November 2025, 11:22