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Ein Mann wird nach seiner Anhörung vor dem New Yorker Bundesgericht für Einwanderungsfragen im Jacob K. Javitz Federal Building in New York am 1. Oktober 2025 von Bundesbeamten festgenommen. US-Präsident Donald Trump, der im Wahlkampf versprochen hatte, eine große Zahl von Migranten auszuweisen, hat die Behörden zu einem aggressiveren Vorgehen ermutigt Ein Mann wird nach seiner Anhörung vor dem New Yorker Bundesgericht für Einwanderungsfragen im Jacob K. Javitz Federal Building in New York am 1. Oktober 2025 von Bundesbeamten festgenommen. US-Präsident Donald Trump, der im Wahlkampf versprochen hatte, eine große Zahl von Migranten auszuweisen, hat die Behörden zu einem aggressiveren Vorgehen ermutigt  (AFP or licensors)

USA: Bischöfe feierten Messe mit Migranten in Abschiebehaft

In Zeiten wachsender Kritik an der restriktiven Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump hat die katholische Kirche des Landes ein Zeichen gesetzt. Bischöfe, Priester und weitere Kirchenvertreter haben einen Gottesdienst mit 300 illegal eingereisten Migranten gefeiert. Die aufwühlende Zeremonie fand nicht irgendwo statt - sondern im Abschiebegefängnis Adelanto in Kalifornien.

„Dies ist für uns einfach eine Gelegenheit, das zu tun, was wir immer tun: Mitgefühl und Barmherzigkeit für die Schwächsten empfinden, für Menschen, die leiden und keine Stimme haben", sagte Bischof Alberto Rojas von San Bernardino dem Sender ABC7. Er fügte hinzu: „Die Inhaftierten sollen wissen, dass sie nicht vergessen sind. Die Kirche begleitet sie in ihrer Unsicherheit."

Im San Bernardino County leben rund 1,1 Millionen Einwohner mit lateinamerikanischem Hintergrund. Zugleich ist es die sechstgrößte katholische Diözese der USA. Der Besuch in dem Abschiebegefängnis ist Teil der kirchlichen Bemühungen, den betroffenen Personen seelsorgerisch beizustehen. Persönliche Gespräche mit den Inhaftierten waren bei der Messe nach Angaben von Beteiligten nicht möglich. Dennoch waren viele Teilnehmer gerührt.

Der frühere Bischof von San Bernardino, Gerald Barnes, berichtete sichtlich bewegt, die Insassen seien nach dem Gottesdienst zum Zaun gegangen und hätten sich dort knieend festgehalten: „Es war sehr bewegend, und ich kann mir nur vorstellen, was in ihren Köpfen vorging."

Einwanderungsreform gefordert

Ein Bistumssprecher erklärte, die Vorbereitung des Besuchs in der Haftanstalt habe in Abstimmung mit der Einwanderungspolizei etwa drei Wochen gedauert. Die beteiligten sechs Bischöfe bekräftigten im Nachgang ihre Forderung nach einer umfassenden Einwanderungsreform. „Ich denke, sowohl Demokraten als auch Republikaner sind sich einig, dass das Einwanderungssystem nicht funktioniert", sagte Bischof Oscar Cantú von San Jose: „Aber sie haben es immer wieder versäumt, es zu reformieren."

„Ich denke, sowohl Demokraten als auch Republikaner sind sich einig, dass das Einwanderungssystem nicht funktioniert“

Weihbischof Matthew Elshoff aus Los Angeles ergänzte, die Kontroverse um die Einwanderungspolitik werfe einen wichtigen Aspekt auf, der in Vergessenheit geraten sei: „Die Würde eines jeden Menschen - egal, wer er ist, egal, welche Hautfarbe er hat, egal, welche Sprache er spricht, egal, welche Fehler er begangen hat. Gerechtigkeit muss immer mit Barmherzigkeit einhergehen - und Barmherzigkeit immer mit Gerechtigkeit."

Bischöfe skeptisch zu Regierungspolitik

Die US-Bischofskonferenz hatte jüngst die Migrationspolitik der Trump-Regierung mit deutlichen Worten kritisiert und ein „Klima der Angst" beklagt: „Wir sind betrübt über den Stand der aktuellen Debatte und die Verunglimpfung von Einwanderern. Wir sind besorgt über die Bedingungen in Haftanstalten und den mangelnden Zugang zu Seelsorge", schrieben die Geistlichen in einer Stellungnahme. Sie warfen den Behörden überdies Willkür im Umgang mit dem rechtlichen Status zahlreicher Migranten vor.

„Wir sind betrübt über den Stand der aktuellen Debatte und die Verunglimpfung von Einwanderern. Wir sind besorgt über die Bedingungen in Haftanstalten und den mangelnden Zugang zu Seelsorge“

„Wir sind beunruhigt über die Bedrohung der Unantastbarkeit von Gotteshäusern, Krankenhäusern und Schulen. Wir sind betrübt, wenn wir Eltern begegnen, die Angst haben, in Haft genommen zu werden, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen. Und wir sind traurig, wenn wir versuchen, all jene zu trösten, die schon von ihren Angehörigen getrennt wurden", heißt es weiter in der Erklärung.

Laut Regierungsangaben von Ende Oktober wurden in diesem Jahr bereits 527.000 illegal eingereiste Ausländer abgeschoben. 1,6 Millionen hätten die USA freiwillig verlassen. Rund 66.000 Personen befanden sich den Angaben zufolge in Abschiebehaft.

(kna - sst) 

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14. Dezember 2025, 11:07