Radio-Akademie: Jesus ist Gott der Sohn (4)
Stefan v. Kempis – Vatikanstadt
Dabei ging es im Gespräch mit dem profilierten deutschen Theologen Karl-Heinz Menke um den ‚Christus des Glaubens‘: das Christusbild also, das die christlichen Konzilien der ersten Jahrhunderte gemalt haben. Zum Abschluss unserer Sendereihe - ein wenig schon in den Oktober hinübergezogen - werfen wir mit Menke auch einen Seitenblick auf den ‚historischen Jesus‘.
„Die Frage nach dem historischen Jesus beginnt ganz massiv mit der Aufklärung. Bis dahin, also bis an die Schwelle des 19. Jahrhunderts, hatte der Protestantismus erklärt: Die Schrift ist quasi identisch mit dem historischen Jesus; er vermittelt sich durch die Heilige Schrift, und wenn wir die Heilige Schrift hören und auslegen, dann spricht Christus durch die Schrift. Das war die Grundthese der Reformatoren. Deswegen brauchten sie auch keine Kirche, weil die Heilige Schrift sich in der Verkündigung selber auslegt.“
Der Christus des Glaubens gegen den Jesus der Geschichte?
Doch das war natürlich mit der historisch-kritischen Exegese um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert nicht mehr vermittelbar, führt Menke aus. „Man unterschied zwischen dem Jesus der Geschichte und dem Christus des Glaubens. Der Christus des Glaubens ist dann, etwa für Harnack, ein Konstrukt der Kirche, und Dogmengeschichte besteht aus dieser Sicht darin, sozusagen den Schutt, den die katholische Dogmatik auf den historischen Jesus gehäuft hat, abzutragen, bis der Jesus der Geschichte selber wieder zu sprechen beginnt.“
Als Albert Schweitzer zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Bilanz der Leben-Jesu-Forschung des verflossenen Jahrhunderts vorgelegt habe, sei sein Fazit sehr kritisch ausgefallen. „Jeder hat mit seiner historischen Leben-Jesu-Forschung den Jesus gefunden, den er immer schon für den richtigen gehalten hat. Die einen nennen ihn einen Zeloten, die anderen einen Wanderprediger, die anderen einen Pharisäer usw.: Jeder findet den, den er finden will. Und der wahre Jesus entzieht sich sozusagen diesen vielen Konstruktionen.“
Karl-Heinz Menke hingegen formuliert sein Jesusbild so: „Für mich ist Jesus der Christus, weil er mein Erlöser ist! Ich glaube daran, dass der Jesus, den die vier Evangelisten uns bezeugen, derjenige ist, der mich vom Verhängnis des durch die Sünde in die Welt gekommenen Todes befreit hat. Das erfahre ich jedes Mal, wenn ich (obwohl ich vor jeder heiligen Messe ‚mea culpa‘ sagen muss) ihn trotzdem eucharistisch empfangen darf und wenn ich dann sicher sein darf: Er verbindet mich mit dem Vater.“
Jesus Christus sei „meine Brücke zum Vater“: Er ist jetzt schon mein Himmel! Ich habe mich als Dogmatiker immer gegen die Vorgabe der Exegeten gewandt, nur von Jesus zu sprechen, wenn man damit den Jesus der Geschichte meint. Er ist der Christus! Andernfalls wäre er für mich uninteressant.“
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Die einzelnen Folgen unserer Sendereihe im September werden jeweils am Sonntagabend um 18 Uhr auf unserem Webradio-Kanal und um 20.20 Uhr über die traditionellen Ausstrahlungswege gesendet. Falls Sie alle Folgen der Radioakademien in Ruhe nachhören möchten: Wir schicken Ihnen gerne nach Ausstrahlung aller Folgen der jeweiligen Sendereihe eine CD mit der ganzen Serie zu. Ihre Spende kommt dem kirchlichen Dienst von Radio Vatikan zugute. Bestellen können Sie die CD per Mail an: cd@vaticannews.de – unser Freundeskreis versendet aus Deutschland.
(vatican news)
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