Auf den Spuren der ersten Christen Roms: Als der ewige Advent kürzer schien | Teil III
Benedikt Lang - Rom/Vatikanstadt
Wer sich auf den Weg zur Basilika St. Paul vor den Mauern macht, verlässt bald das geschäftige Zentrum Roms und gelangt an einen Ort, der trotz seiner Größe eine gewisse Ehrfurcht ausstrahlt. Etwa vier Kilometer vom Hinrichtungsort des Apostels Paulus entfernt, soll dieser seine letzte Ruhestätte gefunden haben.
Tritt man durch den Haupteingang der gewaltigen Kirche, öffnet sich ein von Säulen umrahmtes Paradies: Licht fällt in breiten Bahnen auf die glänzenden Marmorwege und Palmen. In der Mitte steht eine monumentale Statue des Völkerapostels. Paulus hält das Evangelium in der einen Hand und ein Schwert in der anderen. Es ist ein Sinnbild für seine Verkündigung und ein Hinweis auf seine Enthauptung.
Ein Apostel und seine Gefährten
Paulus war ein Missionar, der Menschen berührte – zu Lebzeiten und darüber hinaus. Doch ein Glaube, der Menschen bekehrt, entsteht nicht im Alleingang. Der Apostel hatte Bekannte und Mitarbeiter. Unter ihnen ragt ein Ehepaar hervor: Priska und Aquila.
Aquila, vermutlich ein Jude aus der Region der heutigen Türkei, und seine Frau Priska, eine Jüdin aus Rom, gehören zu den ersten Christen, die nicht nur in der Legende, sondern auch in der Heiligen Schrift bezeugt sind:
„Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mich ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der Heiden sind ihnen dankbar.“, heißt es in Kapitel 16 des Römerbriefes des Apostel Paulus.
Vertreibung und Bekanntschaft
Der christlichen Überlieferung zufolge wurden Aquila und Priska aus Rom vertrieben und sollen nach Korinth geflohen sein. Dort sollen sie den Hl. Paulus getroffen haben. In ihrem Haus habe der Apostel Unterschlupf gefunden. Zwei Jahre lang sollen sie gemeinsam gewirkt haben. Später seien sie gemeinsam nach Ephesus gezogen. Paulus soll sie gebeten haben, dort zu bleiben, um die junge Gemeinde zu stärken. Der Legende nach wurden Priska und Aquila zu wichtigen Personen der jungen Kirche. Sie sollen andere Christen unterwiesen und ihr Haus für Gottesdienste zur Verfügung gestellt haben.
Als sie später nach Rom zurückkehrten, wurde ihr Heim erneut Zentrum der Gemeinde. Aber Rom bot keine dauerhafte Zuflucht, und wieder sollen sie nach Ephesus gezogen sein. Über ihr weiteres Leben schweigen die Überlieferungen; manche Quellen nennen ein Martyrium in Kleinasien, andere in Rom. In jedem Fall gelten sie als Vorbilder jener, die den Glauben der frühen Kirche getragen haben in der Zusammenarbeit mit dem Völkerapostel.
Paulus und seine Mitarbeiter heute
Auch heute scheint der Völkerapostel nicht allein. Wer das Innere der Basilika St. Paul vor den Mauern betritt, stößt auf eine eindrucksvolle Kunstinstallation: Rund um das Kirchenschiff reihen sich Porträts der Päpste aneinander. Die Nachfolger des Heiligen Petrus erhalten hier einen Platz. So wird sichtbar: Die Nähe zu Petrus in der Petersbasilika und die Verbundenheit zu Paulus in St. Paul gehören zusammen.
Paulus hat im Gefängniss, den Hl. Processus und Hl. Martinianus, auf dem Weg zur Hinrichtung, die Hl. Plautilia und die Eheleute Priska und Aquila miteinander verbunden. So können uns die ersten Christen zeigen: Christus kommt durch Menschen in diese Welt.
Priskas und Aquilas offenes Haus ließen das Evangelium wachsen – damals wie heute. Wer nun durch das Paradies der Basilika schreitet, zwischen Marmor, Licht und der Statue des Apostels, kann etwas davon spüren, wenn er die für jeden geöffnete Kirche betritt.
(vatican news - bl)
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