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Angelus: Die Katechese im Wortlaut

Wir dokumentieren an dieser Stelle den Wortlaut der Katechese, die Papst Franziskus beim Angelus an diesem Sonntag gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung. Den offiziellen Text finden Sie wie immer in Kürze auf www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium der heutigen Liturgie führt uns an die Ufer des Sees von Galiläa. Die Menge drängt sich um Jesus, während einige enttäuschte Fischer, darunter Simon Petrus, nach dem missglückten Fischfang in der Nacht die Netze waschen. Jesus steigt in das Boot des Simon und fordert ihn auf, aufs Meer hinauszufahren und seine Netze noch einmal auszuwerfen (vgl. Lk 5,1-4). Halten wir bei diesen beiden Handlungen Jesu inne: Zuerst steigt er in das Boot, dann fordert er ihn dann auf, aufs Meer hinauszufahren.

Zunächst einmal steigt Jesus in das Boot des Simon. Um was zu tun? Um zu lehren. Und er wählt gerade dieses Boot: ein Boot, das nicht voller Fische ist, sondern ein Boot, das nach einer Nacht voller Mühen und Enttäuschungen leer ans Ufer zurückkehren musste. Das ist ein schönes Bild, das sich auch auf uns anwenden lässt. Jeden Tag verlässt das Boot unseres Lebens die Ufer unseres Hauses, um in das Meer unserer täglichen Aktivitäten hinauszufahren; jeden Tag versuchen wir, aus dem Meer zu fischen, Träume zu kultivieren, Projekte voranzutreiben, Liebe in unseren Beziehungen zu leben. Aber oft erleben wir wie Petrus eine „Nacht der leeren Netze“: die Enttäuschung darüber, dass wir trotz aller Anstrengung nicht das gewünschte Ergebnis sehen: „Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen“ (V. 5). Wie oft haben auch wir das Gefühl, eine Niederlage erlitten zu haben und spüren, wie Enttäuschung und Bitterkeit unser Herz erfüllt.

Der Herr kommt in unser Leben, wenn wir ihm nichts zu bieten haben....

Und was tut der Herr? Er beschließt, in unser Boot zu steigen. Von dort aus will er der Welt das Evangelium verkünden. Genau dieses leere Boot, das Symbol unserer Unfähigkeit, wird zum „Lehrstuhl“ Jesu: zur Kanzel, von der aus er das Wort verkündet. Das ist es, was der Herr gerne tut: Er ist der Herr der Überraschungen, der Wunder. Er kommt in unser Leben, wenn wir ihm nichts zu bieten haben; er dringt in unsere Leere ein und füllt sie mit seiner Gegenwart; er nutzt unsere Armut, um seinen Reichtum zu verkünden, unser Elend, um uns seine Barmherzigkeit kund zu tun.

Und wir dürfen eines nicht vergessen: Gott will kein Kreuzfahrtschiff, ein einfaches, ausrangiertes Boot ist ihm gut genug – solange wir ihn nur willkommen heißen. Aber lassen wir ihn auch, so frage ich mich, in das Boot unseres Lebens? Stellen wir dem Herrn das Wenige, das wir haben, zur Verfügung? Manchmal haben wir das Gefühl, seiner nicht würdig zu sein, weil wir Sünder sind. Aber das ist eine Ausrede, die dem Herrn nicht gefällt, weil sie ihn von uns entfernt! Er ist der Gott der Nähe,des Mitleids, der Zärtlichkeit: Er sucht keinen Perfektionismus, er will empfangen werden. Und er sagt auch zu dir: „Lass mich in das Boot deines Lebens steigen, so wie es ist.“ So, wie wir sind.

Sich auf die Neuheit Jesu einlassen

Und genau auf diese Weise baut der Herr das Vertrauen des Petrus wieder auf. Er steigt in sein Boot, und nachdem er gepredigt hat, sagt er zu ihm: „Fahr hinaus!“ (V. 4). Es war nicht die richtige Zeit zum Fischen, mitten am Tag, aber Petrus vertraut Jesus. Er verlässt sich nicht auf die Strategien der Fischer, mit denen er gut vertraut war, er lässt sich auf die Neuheit Jesu ein. Und so ist es auch für uns: Wenn wir den Herrn in unserem Boot willkommen heißen, können wir in See stechen. Mit Jesus durchqueren wir das Meer des Lebens ohne Angst, ohne uns von Enttäuschung übermannen zu lassen, wenn wir nichts fangen, und ohne uns zu sagen, dass „man ohnehin nichts mehr tun kann“.

Im persönlichen Leben wie auch im Leben der Kirche und der Gesellschaft gibt es immer etwas Schönes und Mutiges, das getan werden kann! Immer. Wir können immer wieder neu anfangen, der Herr lädt uns immer wieder ein, uns neu ins Spiel zu bringen, weil er uns neue Möglichkeiten eröffnet. Nehmen wir seine Einladung an: Verscheuchen wir den Pessimismus und das Misstrauen und stechen wir mit Jesus in See! Und dann wird selbst unser kleines leeres Boot Zeuge eines wunderbaren Fangs sein!

Beten wir zu Maria: Sie, die wie keine andere den Herrn im Boot des Lebens willkommen geheißen hat, mache uns Mut und lege Fürsprache für uns ein.

(vaticannews - skr)

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06. Februar 2022, 12:08

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

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