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Carta Ecumenica Carta Ecumenica 

Stichwort: Charta Oecumenica

Die Charta Oecumenica ist eine Selbstverpflichtung der Kirchen in Europa. Sie soll für eine wachsende Zusammenarbeit sorgen. Die Konferenz der Europäischen Kirchen und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen haben diese Grundlage ihrer Zusammenarbeit jetzt aktualisiert.

Es begann in Augsburg: Dort kam es im Jahr 1999 zur Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, eines zentralen Dokuments für die Annäherung der katholischen Kirche an den Lutherischen Weltbund, welcher aus verschiedenen protestantischen Kirchen zusammengesetzt ist. Die Gemeinsame Erklärung machte deutlich, dass auch jahrhundertealte konfessionelle Differenzen durchaus überwunden werden können. Das öffnete den Weg für weitergehende ökumenische Zusammenarbeit - und zwar nicht nur auf bilateraler, sondern auch auf europäischer Ebene. Die Stoßrichtung der ökumenischen Bewegung führte nahezu zwangsläufig dazu, dass es auch auf europäischer Ebene zu einem gemeinsamen Dokument kommen musste.

„In diesem Sinn nehmen wir diese Charta als gemeinsame Verpflichtung zum Dialog und zur Zusammenarbeit an.“

Somit wurde die Charta Oecumenica zum tragenden Pfeiler für die Zusammenarbeit verschiedenster Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften in Europa. Bereits 1997 in Auftrag gegeben, wurde sie 2001 zunächst in deutscher Sprache durch die Spitzenkräfte der Konferenz der Europäischen Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) unterzeichnet. Die Charta enthält keine lehramtlichen Aussagen, sondern versteht sich als pastorale Selbstverpflichtung, welche die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften entsprechend ihren Möglichkeiten umzusetzen versuchen.

 

Durch die Unterzeichnung haben sich die Mitgliedskirchen des KEK und des CCEE auf lauter gute Vorsätze verpflichtet: gemeinsam zur Einheit im Glauben zu gelangen, das Evangelium gemeinsam zu verkünden, aufeinander zuzugehen, gemeinsam zu handeln, miteinander zu beten, Dialoge fortzusetzen, Europa mitzugestalten, Frieden zu schaffen, die Schöpfung zu bewahren, die Gemeinschaft mit dem Judentum zu vertiefen und Begegnungen mit dem Islam sowie anderen Religionen und Weltanschauungen zu initiieren. 

Gelebte Ökumene durch gemeinsames Gebet
Gelebte Ökumene durch gemeinsames Gebet

An diesem Donnerstag, 5. November 2025, wurde in Rom eine aktualisierte Fassung der Charta Oecumenica unterzeichnet. Das soll für eine neue Rezeption des Grundlagendokuments für die ökumenische Zusammenarbeit sorgen. Die Aktualisierung ist notwendig, da sich „die Situation der Kirchen in der Welt verändert hat“, erläutert die evangelische Theologin Lea Schlenker. „Die Säkularisierung hat unterschiedlich stark zugenommen. Die Selbstverständlichkeit, dass Kirchen eine wichtige Rolle spielen, ist zurückgegangen. Gleichzeitig gibt es eine größere Vielfalt an Kirchen. Das heißt, dass die Gesprächspartner in der Ökumene plötzlich andere sind und an anderer Position sind. Das verändert einiges.”

Außerdem wird durch die neue Rezeption die Aktualität des Dokuments unterstrichen: Es ist wichtiger denn je, ökumenisch gemeinsam zu handeln. Mit der Unterzeichnung wird „den Kirchen Europas Mut in einer Zeit, in der es an Polarisierungen, Spaltungen, Kriegen und Angst nicht fehlt“, zugesprochen, formulierte der Augsburger Bischof Bertram Meier am Mittwoch.

„Auf unserem europäischen Kontinent zwischen Atlantik und Ural, zwischen Nordkap und Mittelmeer, der heute mehr denn je durch eine plurale Kultur geprägt wird, wollen wir mit dem Evangelium für die Würde der menschlichen Person als Gottes Ebenbild eintreten und als Kirchen gemeinsam dazu beitragen, Völker und Kulturen zu versöhnen.“

Trotz der Aktualisierung der Charta Oecumenica bleiben Herausforderungen in verschiedenen theologischen Bereichen bestehen. So ist das Verständnis von Kirche, dem Menschen oder dem Einheitsbegriff nicht bei allen unterzeichnenden Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften identisch. Bischof Meier sagt dazu: „In einigen Fällen, wie in der orthodoxen Kirchenfamilie und in der anglikanischen Welt, sind schmerzliche Spannungen und Spaltungen zu beobachten. Wie kann man vor diesem Hintergrund dennoch einer möglichst breiten und genauen Rezeption der Charta den Weg bahnen? Sicherlich nicht, indem man die ekklesiologische oder anthropologische Debatte ausklammert, sondern vielmehr, indem man sie intensiviert.“

(domradio/dbk – bl)

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05. November 2025, 15:38