Medizinische Versorgung für Kranke im Gaza-Streifen bleibt kompliziert
Michael C. Hermann
In der nach der letzten deutschen Kaiserin benannten Klinik des Lutherischen Weltbundes werden vor allem Krebskranke aus dem Gaza-Streifen und aus dem Westjordanland behandelt. Bis zu 1.500 Patienten pro Jahr waren es in der Vergangenheit.
Im Auguste-Viktoria-Krankenhaus auf dem Ölberg in Jerusalem sitzen 70 Patienten und Begleitpersonen aus dem Gaza-Streifen sprichwörtlich auf gepackten Koffern. Sie kamen vor dem Überfall der Hamas in die auf Onkologie spezialisierte Klinik. Zurück in den Gaza-Streifen konnten sie bislang nicht, obwohl für viele von ihnen die Therapie erfolgreich war.
Sie wollen nach Hause
Eigentlich sollte an diesem Donnerstag die Entscheidung fallen, dass sie über den Checkpoint Kerem Shalom wieder nach Hause können. Doch dazu kam es nicht, berichtet Sieglinde Weinbrenner, die für den Lutherischen Weltbund für das Krankenhaus zuständig ist. Viele Details müssten mit den israelischen Behörden geklärt werden, zum Beispiel wie groß das Gepäck der Menschen sein darf. Hartschalenkoffer, soviel ist schon klar, dürfen gar nicht mitgenommen werden. Nun hoffe man, dass es in den nächsten Tagen klappt - und dass die Gruppe nach über zwei Jahren nach Hause reisen kann, denn das ist ihr dringlicher Wunsch, berichtet Sieglinde Weinbrenner weiter.
Die Situation sei nach wie vor kompliziert. Patienten aus dem Gaza-Streifen können nicht zur Behandlung nach Jerusalem reisen, und in dem vom Krieg verwüstetet Gaza-Streifen ist keine adäquate Therapie möglich. Kommen die Patienten aus dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus wieder nach Hause, müssen weitere Fragen geklärt werden: Wie sieht die Nachbehandlung aus? Können sie zur Kontrolle wieder ins Hospital auf den Ölberg? Das alles ist noch völlig unklar.
Zwei mobile Kliniken im Westjordanland
Besser steht es um die Versorgung von onkologischen Patienten aus dem Westjordanland. An ein medizinisches Permit, also einen Passierschein, zu kommen, erläutert Sieglinde Weinbrenner, sei aktuell mühsam, aber möglich. Nur mit diesem können die Kranken durch den Checkpoint. Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus setzt nach wie vor darauf, die Patienten im Westjordanland vor Ort zu behandeln, und hat hierfür zwei mobile Kliniken, zur Brustkrebsfrüherkennung und Diabetesbehandlung umgerüstete Lastwagen, im Einsatz. Das funktioniere ganz gut.
Große Sorge bereitet die Finanzierung der ambulanten und stationären Behandlungen. Die israelische Verwaltung blockiert die Weitergabe von Steuern und Zöllen, die Israel - dem Abkommen von Oslo folgend - erhebt, aber die für die palästinensische Autonomiebehörde bestimmt sind. Diese Gelder fehlen für das Gesundheits- und das Schulsystem. Israel hatte die Mittel bereits in der Vergangenheit immer wieder eingefroren. Die finanzielle Situation, so sagt Sieglinde Weinbrenner, drohe sehr problematisch zu werden, wenn Israel an dieser Stelle nicht einlenkt.
(vatican news)
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